Impulse

Warum gibt es Organisationen? Was heißt eigentlich Erfolg? Warum arbeiten wir so hart? Was ist uns wirklich wichtig?

Charles Handy

Im Gespräch mit dem Autor und Berater Otto C. Scharmer blickt der Altmeister der Managementtheorie, Charles Handy, weise und voller Humor auf Organisationen - jene etwas eigenartigen Gebilde, in denen die meisten von uns ihr Arbeitsleben verbringen. Ihn interessiert die Beziehung zwischen dem Einzelnen und der Organisation - und wie beide sich entwickeln können, um auf die Herausforderungen der Zukunft zu antworten. Ein lesenswertes Gespräch, abgedruckt in der Zeitschrift der Society of Organisational Learing (SoL): Reflections, Volume 1, No. 2.

Zwischen dem Wissen, was zu tun ist und der Fähigkeit, dementsprechend zu handeln, besteht keine zwangsläufige Verbindung.

Jeffrey Pfeffer / Robert I. Sutton

Pfeffer und Sutton sprechen aus, was viele Menschen in Organisationen denken: Es mangelt nicht am Wissen, was zu tun ist, sondern daran, Pläne, Strategien, Veränderungsinitiativen und Maßnahmen umzusetzen. Das nennen sie das 'Knowing-Doing Gap'. Schon 1999 ist das Buch erschienen. Im Jahr 2001 folgte die deutsche Ausgabe unter derm Titel 'Wie aus Wissen Taten werden'.

Intelligenz beruht auf der Fähigkeit, gleichzeitig zwei widersprüchliche Ideen im Kopf zu haben und trotzdem handlungsfähig zu bleiben.

F. Scott Fitzgerald

Konkurrierende oder eben widersprüchliche Ziele auszusteuern, ist eine der wichtigsten Führungsaufgaben. Am deutlichsten wird das, wenn es darum geht, weitreichende Entscheidungen schnell treffen zu müssen. Deshalb plädiert Henry Mintzberg - aus dessen Buch 'Strategy Safari' das Fitzgerald-Zitat übrigens stammt - für eine intelligente Balance von 'action and reflection' im Management. 'Action' braucht Geschwindigkeit, 'reflection' Ruhe und die Fähigkeit der Selbstbeobachtung. Action ist - in Gestalt von Actionismus - häufig im Übermaß vorhanden, das zweite - in Gestalt von Reflektionszeit - meisten eine knappe Ressource.

Was passiert eigentlich mit der Organisation, wenn die Leute abends nach Hause gehen?

Karl E. Weick

Auch dies ist zuerst eine irritierende Frage, die aber schnell zu der eigentlich simplen Erkenntnis führen kann, dass es die Menschen sind - miteinander sprechend und zusammen arbeitend -  die eine Organisation ausmachen. Gebäude, Maschinen, Strukturen, Regeln und Prozesse müssen mit Leben gefüllt werden. Wer jemals nach Betriebschluss durch eine leere Produktionshalle gegangen ist, dem ist dieser Gedanke weder fremd noch trivial.

Great leaders create meaning and not just money.

James M. Kouzes / Barry Z. Posner

Dass Entscheidungen leichter zu vermitteln sind, wenn man persönlich von ihrem Sinn überzeugt ist, steht außer Frage. Auch, dass Aufgaben leichter von der Hand gehen, wenn man ihren Sinn verstanden hat und teilt. Allerdings kann dieser Begriff auch überstrapaziert werden. Dann nämlich, wenn man vergisst, dass Menschen auch einfach nur ihre Arbeit erledigen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Auch diese Haltung macht übrigens ihren Sinn...

Zu Ihrer Information möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

Sam Goldwyn

Es ist ein Unterschied, ob Fragen dazu dienen, den eigenen Informationsstand zu vergrößern oder dazu, dem Gesprächspartner neue Perspektiven und Blickrichtungen anzubieten, die er selbst erkunden kann. Letzteres hat man erreicht, wenn der Gesprächspartner nachdenklich erwidert: "...das ist eine gute Frage...".

Mit der Routine kommt die Unvernunft.

Holzfällerweisheit

Man muss nicht Holzfäller sein, um diese Ansicht zu teilen. Routine heißt, Aufgaben auf gewohnte Weise schnell und ohne viel Nachdenken erledigen zu können. Das ist sinnvoll, notwendig und extrem entlastend, wenn man aufmerksam für Veränderungen und für Ungewohntes bleibt. Auch hier heißt es zwei widersprüchliche Ideen im Kopf zu behalten, nämlich routiniert vorzugehen und die eigene Routine dennoch von Zeit zu Zeit in Frage zu stellen.

Das Geld hat jene sehr positive Eigenschaft, die man mit dem negativen Begriffe der Charakterlosigkeit bezeichnet.

Georg Simmel

Treffender lässt sich das Verhältnis von Ethik und Wirtschaft kaum beschreiben. Gegen das Gewinnstreben von Unternehmen ist nichts einzuwänden - im Gegenteil: es ist ihre positivste Eigenschaft, wenn ... und an dieser Stelle genau sollte das Nachdenken über Wirtschaftsethik einsetzen. Im übrigen ist Simmels Buch "Philosophie des Geldes", aus dem dieses Zitat stammt, eine wahre Fundgrube, wenn man sich dafür interessiert, was die Wirtschaftswelt im Innersten zusammenhält.

Aus gemeinsamer Bedeutung erwächst gemeinsames Handeln.

William Isaacs

Von William Isaacs stammt das Buch "Dialog als Kunst gemeinsam zu denken". Nach dessen Lektüre versteht man, dass eine Hochleistungskultur in Organisationen nur entstehen kann, wenn sich ein von möglichst Vielen geteiltes Selbstverständnis entwickelt. Denn es ist die Basis für erfolgreiches, gemeinsames Handeln. 

You can only influence someone else if you are willing to be influenced yourself.

Edgar H. Schein

Dieses Zitat aus Scheins Buch "Helping" trifft nicht nur auf Berater zu sondern auch auf Führungskräfte. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ihre Perspektiven und Sichtweisen von Anderen nicht gehört oder verstanden werden, haben sie ihrerseits keine Bereitschaft zuzuhören.

If a car is heading south, slowing down does not cause it to head north.

Peter Senge

Wenn grundlegende Richtungswechsel notwendig sind, reicht es nicht aus, nur innerhalb gewohnter Leitplanken zu agieren. Allerdings erfordern derartige Veränderungen Mut, Lernbereitschaft und vor allem die Fähigkeit, die eigenen Denkmuster zu hinterfragen. Peter Senge's Buch "The Necessary Revolution" kann dabei unterstützen.

Wer aufmerksam ist, bleibt sich der großen Bedeutung schwacher Signale stets bewusst.

Karl E. Weick / Kathleen M. Sutcliffe

Zu diesem, nur auf den ersten Blick trivialen Schluss kamen Weick und Sutcliffe, nachdem sie sich intensiv mit "High Reliability Organisations" beschäftigt haben. Denn vermeintlich unbedeutende Ereignisse können enorme Auswirkungen haben - positiv wie negativ. Daher plädieren sie in ihrem Buch "Managing the Unexpected" (dt. Das Unerwartete managen) vor allem dafür, Wahrnehmungs- und Denkmuster permanent zu hinterfragen.

What looks like resistance is often a lack of clarity.

Chip & Dan Heath 

Die beiden Brüder Heath haben mit "Switch" einen Bestseller zum Thema Change geschrieben. Sie plädieren in ihrem Buch für Klarheit in Veränderungsprozessen. Was ist der Anlaß? Wo soll die Reise hingehen? Wie gestalten wir die ersten Schritte? Das sind Fragen, die möglichst einfach beantwortet werden sollten, um den "Schalter" umlegen zu können.

Sensemaking is about how to stay in touch with context

Karl E. Weick

Sinn macht, was innerhalb eines Kontextes verständlich, förderlich und nachvollziehbar ist. Interessant wird es, wenn man es mit unterschiedlichen Kontexten zu tun hat. Und das ist in der Führung meistens der Fall, beispielsweise, wenn man zwischen strategischer Führung, Beziehungsführung und Selbstführung balancieren muss. 

Denken müssen wir

Donna J. Haraway

Diese Aufforderung klingt seltsam angesichts des Problemdrucks, der sich in einer immer komplexeren globalen Welt stellt. Und seltsam scheint auch, dass dieses Zitat aus Haraways Buch "Unruhig bleiben" stammt. Wie Unruhe und Denken zusammen gehen können, erschließt sich aber, wenn man sich auf die nicht einfache Lektüre einlässt.